Wenn man YLVIEs Mühle in Breitenwaida im Weinviertel betritt, spürt man sofort eine besondere Aura – vielleicht ist dieser Platz, der zum Therapie- und Erholungsort für Menschen mit Schädel-Hirn-Trauma und anderen schwerwiegenden neurologischen Erkrankungen umgebaut wurde, ein Kraftplatz?
Ein Kraftplatz auf jeden Fall für Sandra und Harald Pfeifer, deren Leben durch den schweren Unfall ihrer Tochter Ylvie, die 2016 als 18-jährige aufgrund eines Reifenplatzers in einer Kurve schwerste Kopfverletzungen erlitt, aus den Fugen geriet. Nach einem Jahr im Wachkoma – apallisches Syndrom – spricht Mutter Sandra Pfeifer heute von einem kleinen Wunder: Ylvie kann verständliche Sätze formulieren und mit Gesten ihren Befindlichkeiten Ausdruck verleihen. Ihr treuer Begleiter: Haus- und Hofhund Haiba, ein Rhodesian Ridgeback. Der Name stammt aus dem Afrikanischen und bedeutet „die Charmante“.
Wer? Familie Pfeifer
Was? Projekt Ylvie – eine Mühle als Therapie- und Erholungsort
Wo? 2014 Breitenwaida, Hagenweg 58
Dem Ganzen einen Sinn geben
Die Frage nach dem „Warum“ haben sich die Eltern von Ylvie nie gestellt. Es hätte an der Situation nichts geändert.
Im Endeffekt möchten Sandra und Harald Pfeifer ihrem ganz persönlichen Schicksal einen Sinn geben, indem man anderen Betroffenen mit dem Projekt Ylvie einen Platz zum Erholen und zu sich Kommen bietet. Sozusagen von Betroffenen für Betroffene.
Natürlich ist den beiden anfangs manchmal die Kraft ausgegangen, doch der komplette Umbau der alten Mühle in Breitenwaida wurde zu einer Art Selbsttherapie. Und man holt sich mit den Gästen wieder ein Stück Leben, Fröhlichkeit und Austausch in den oft einsamen Alltag eines pflegenden Angehörigen.
Wenn Erholungssuchende kommen, wird gemeinsam gekocht, gegessen, Kaffee getrunken oder manchmal sogar eine kleine Shoppingtour ins nahe Hollabrunn unternommen.
Auch Ylvies Schwester Katharina kommt immer wieder gerne im neuen Wohnsitz vorbei und ist in die Betreuung von Ylvie involviert.
Ylvies Mühle im Detail
Wer Was Wo Weinviertel hat sich in Ylvies Mühle umgesehen: Harald Pfeifer hat wirklich Großartiges geleistet, und das Gebäude in Eigenregie zu einem wunderschönen Platz zum barrierefreien Wohnen, Gäste Empfangen und auch Feiern umgestaltet. Die Familie Pfeifer selbst verfügt über einen kleinen eigenen privaten Wohnbereich.
Das historische Anwesen aus dem 19. Jahrhundert mit seiner großzügigen Grundstücksfläche hat echt Potenzial für entspannende Momente im Leben von Familien mit Pflegefällen. Hier finden diese alles, was sie benötigen: Zwei barrierefreie Appartements samt sonniger Terrassen mit nur wenigen Möbeln, dafür Hilfsmittel und viel Platz für ein pflegebedürftiges Kind samt Anhang.
Angeschlossen daran sind Räume für Pfleger:innen, die im Bedarfsfall als Begleitung mitkommen. Künftig soll auch Hippotherapie in der Mühle angeboten werden.
Neben den Gästeapartments finden sich 4 Therapieräume, einer ist mit einem Therapiewasserbecken ausgestattet, ein Seminarraum für Vorträge, ein Gemeinschaftsraum mit großzügiger Küche und Räume für eingemietete Therapeut:innen.
Im großen Garten entdecken wir neben viel Idylle einen kleinen Stall mit freilaufenden Hühnern, einen Obst- und Gemüsegarten, eine von Harald Pfeifer errichtete Kapelle für einfach jeden und auch Plätze zum Feiern. Der schützende Innenhof ist richtig schön gepflegt und liebevoll gestaltet.
Urlaub im Weinviertel als Herzensangelegenheit
Mit dem Angebot als Therapie- und Erholungsort möchte Familie Pfeifer erschöpften Angehörigen wieder ein Stück normales Leben in familiärer Atmosphäre zurückgeben – zumindest in der Zeit des Aufenthaltes! Urlaub ist ja für die meisten ein Fremdwort geworden!
Seit März 2023 hat Familie Pfeifer mit dem Urlaubsangebot für Familien mit Kindern mit schweren neurologischen Erkrankungen begonnen. Das positive und emotionale Feedback der ersten Gäste, die es manchmal gar nicht glauben können, dass sie ein wenig Zeit für sich beanspruchen können, spricht für sich!
Neues entsteht in Ylvies Mühle
Vater Harald hat noch ein – vorläufig – letztes Projekt vor: Er baut einen Reitstall mit Therapiepferden dazu. Hier wird auch das eigene Pferd von Ylvie, die vor dem Unfall dem Reitsport nachgegangen ist, eingestellt werden. Eine Pferdekoppel für aktive Momente mit Therapiepferden ist bereits vorhanden.
Ihr möchtet euren Beitrag zum großartigen Weinviertler Projekt Ylvie leisten? Eine Möglichkeit zur Spende findet ihr unter ylvie.at/spenden/.
Fotos: Britta Mesenich