Ein gemeinsamer Ausflug zur Wissenserweiterung ist immer eine gute Idee: Beim Konzept „AfterWork am Bauernhof“ geht es um eine kompetent geführte Landpartie zu diversen österreichischen Bauernhöfen, die einen tiefen Einblick in die Nutztierhaltung und landwirtschaftlichen Produktionsmethoden gibt. Einfach zum Ursprung unseres Essens.
Wer? Organisiert von DI Dipl.Päd. Kornelia Zipper vom Österreichischen Kuratorium für Landtechnik und Landentwicklung, Wien
Was? AfterWork am Bauernhof – Gänseschnattern & Herbstgemüse
Wo? An verschiedenen Bauernhöfen in ganz Österreich
Eine gute Möglichkeit, der Wahrheit zwischen Landidylle mit Dirndl und Heugabel und industrialisierter Landwirtschaft auf die Spur zu kommen ist die Teilnahme an „Afterwork am Bauernhof“. Und eine wertvolle persönliche Erfahrung!
Wer Was Wo Weinviertel mittendrinnen in einem „AfterWork am Bauernhof“ in Porrau, einem idyllischen Weinviertler Dorf, eingebettet im Ernstbrunner Wald:
Wir haben uns unter die TeilnehmerInnen gemischt und konnten uns bei dieser Landpartie ein eigenes Bild von zwei landwirtschaftlichen Bio-Betrieben, die uns samt Kinderschar auf ihrem Hof willkommen hießen und bewirteten, machen.
Marion Aigner und Kornelia Zipper
Vom „Gänseschnattern & Herbstgemüse“ am Bauernhof
Passend zur Jahreszeit lautete das Motto zum AfterWork am Bauernhof an diesem sonnigen Freitagnachmittag im Weinviertel „Gänseschnattern & Herbstgemüse“.
Die Gummistiefeln konnten wieder weggepackt werden, denn der leichte Regen am Vormittag wich der Weinviertler Herbstsonne. Ein idealer Tag für ein AfterWork am Bauernhof!
Die meisten TeilnehmerInnen reisen bequem mit dem Bus von Wien an und kommen direkt zum ersten Bauernhof, dem Biohof Riedl in Porrau.
Fröhliches Gänseschnattern am Biohof Riedl in Porrau 51
Hermann Riedl und seine Verwandtschaft samt Kinderschar begrüßt uns herzlich an seinem idyllisch gelegenen Biohof, der sich am Ortsrand von Porrau angesiedelt hat. Vor Ort ist auch Bäuerin Doris Gschladt – Obfrau des Vereins „Weinviertler Weidegans“ – aus der Nachbarortschaft Groß Stelzendorf und beeindruckt mit allerlei Fachwissen zur Weidegans.
Doris Gschladt, Kornelia Zipper, Hermann Riedl
Nach der Begrüßung spazieren wir gleich zu den Freilandhühnern, die sich eine großzügig bemessene Wiese hinterm Bauernhof und einen Hühnerstall auf Rädern teilen. Eine coole Federvieh-WG, die jede Menge Bio-Eier für den Ab-Hof-Verkauf oder den Wiener Kutschker-Markt bringt. Dass auch ein Huhn ein Kuscheltier sein kann beweisen die Kinder der Biohof-Familie, die sich immer wieder ein Hendl auf den Arm nehmen.
Nach einem augenscheinlich recht glücklichen und produktiven Hühnerleben von rund 14 bis 16 Monaten werden die Tiere als Suppenhuhn verkauft.
Am Weg zur Weide für die Gänse, um die es bei diesem AfterWork am Bauernhof hauptsächlich geht, kommen wir bei den Freilandschweinen, Ziegen und einem beindruckend vor seinen Damen Rad schlagenden Truthahn vorbei.
Die rund 250 Weidegänse von Hermann aus aus österreichischer Zucht dürfen sich über ein gutes, artgerechtes Bauernhofleben freuen. Davon können wir uns alle selbst überzeugen, denn das lebhafte Schnattern der Gänse klingt nach purer Lebensfreude.
Doris Gschladt ist ganz in ihrem Element und erzählt begeistert von ihren Lieblingen, den Weidegänsen, während das Federvieh ungestört ihrem alltäglichen, aufgeregt schnatternden Gänseverhalten nachgeht.
Wusstet ihr z.B., dass eine Gans tagtäglich ein Kilo Gras frisst und daher eine Fläche von rund 100 m² benötigt, damit ihr das Grünzeug nicht ausgeht?
So ein artgerechtes Gössel-Leben (Gänseküken) am Bauernhof beginnt im Frühjahr: Zu diesem Zeitpunkt treffen die flauschigen Tiere von einem österreichischen Zuchtbetrieb ein und bleiben im 28 bis 30 Grad C erwärmten Stall, um sich dort an kühlere Temperaturen zu gewöhnen. Nach rund drei Wochen im Warmen geht es hinaus auf die Weide, wo sie durchgehend bis zur Schlachtung in Richtung Martini im Freien leben. Hermann Riedl bietet den Gänsen Schattenplätze gegen die Sommerhitze und ausreichend Möglichkeiten, ihre Schnäbel in der vorgesehenen Tränke, die täglich gesäubert wird, durchzuspülen.
Die Schlachtung der Hühner und Weidegänse erfolgt direkt auf dem Hof in einem eigenen Schlachtraum. Hermann Riedl achtet auf eine möglichst schonende Methode mittels Strombetäubung und anschließender Ausblutung in sehr kurzer Zeit.
Verwendet wird das gesamte Tier – die flaumigen Federn werden für die Weiterverarbeitung als Daunenbettwäsche vorbereitet. Alles in allem eine sehr aufwändige Arbeit vom Gössel bis zur schlachtreifen Gans. Hier am Biohof von Hermann Riedl lernt man, den Wert einer gut gehaltenen Biogans zu schätzen.
Nach der lehrreichen AfterWork am Bauernhof-Tour geht es zur Shopping-Tour im Hofladen von Hermann. Kulinarisch werden alle TeilnehmerInnen mit warmer Hühnersuppe, exzellentem Schweinespeck, Eiaufstrich und Getränken verwöhnt.
Buntes Herbstgemüse direkt vom Feld des Biohofs zum Grünen Baum in Porrau 49
Nach den Weidegänsen geht es im Gänsemarsch zum benachbarten Biohof zum Grünen Baum.
Marion Aigner, die leidenschaftliche Weinviertler Gemüseraritätenfachfrau, steht schon samt Scheibtruhe und Kübeln bereit, um mit uns direkt in das herbstliche Abendlicht einzutauchen und uns auf ihre Felder zu führen. Alles Bio versteht sich.
Zuerst gibt es aber noch die Möglichkeit, in ihrem wunderschönen Hofladen, der üppig mit frischem Bio-Gemüse, Herbstblumen, Eiern, Erdäpfeln, Salaten, selbstgemachten Kuchen und anderen diversen landwirtschaftlichen Produkten gefüllt ist.
Marion, die schon mit unglaublichen 16 Jahren unbeirrt und aus voller Überzeugung den Weg in die Bio-Landwirtschaft eingeschlagen hat, ist glücklich und dankbar, an diesem schönen Flecken Erde im Weinviertel arbeiten zu dürfen.
Versteht man an schönen Herbsttagen wie diesem, hört sich aber auch nach vielen Entbehrungen und harter Arbeit an.
Vorreiterin war Marion schon immer, denn einen Hühnerstall auf Rädern, wie er aktuell schon zahlreich gesichtet wird, hat sie schon seit Jahren draußen am Feld in Porrau stehen.
Wie schön es ist, gemeinsam mit Marion durch ihre mit Paradeisern bepflanzten Folientunnel zu gehen, von den reifen Früchten zu kosten und auf den Feldern Gemüse wie Pastinaken, roten Chinakohl, Süßkartoffeln oder Ingwerwurzeln auszugraben und in den mitgebrachten Kübeln zu sammeln.
Dabei zeigt uns die Biobäuerin ihr allerallerallerletztes Projekt (das lässt sie sich notfalls tätowieren): Urlaub am Bauernhof im Presshaus und mit Blick auf die Gemüsefelder sowie die Porrauer Kapelle. Nach ihren Vorstellungen soll dort ab dem Frühjahr 2023 ein gemütlicher Treffpunkt zum Zusammenkommen und Genießen entstehen. Scheint ein vielversprechendes letztes Projekt zu sein!
Es ist schon finster, als wir wieder zurück am Biohof zum Grünen Baum sind, wo Lauchsuppe und ein fantastisch gewürztes Süßkartoffelcurry samt Reis auf uns wartet.
biohofzumgruenenbaum.at
Afterwork & Weinviertler Wein
Das gemütliche Zusammensein mit der „AfterWork am Bauernhof-Truppe“ wird noch mit einer Weinviertler Weinverkostung aufgewertet und abgeschlossen. Gerald Hörmann vom Bioweingut Hörmann aus Mailberg macht uns seine „puren“ naturbelassenen Weine, die in bester Weinviertler Lage reifen, schmackhaft. Die eine oder andere Flasche vom Grünen Veltliner, Sauvignon Blanc oder Zweigelt kann bei Gerald auch gleich erworben werden.
Danach geht die Reise wieder nach Hause – mitgenommen wurden eine Menge neues Wissen und nachhaltige landwirtschaftliche Produkte.
Fazit: Von „Afterwork am Bauernhof“ geht ihr auf jeden Fall bereichert und mit einem guten Gefühl nach Hause.
Informieren und anmelden könnt ihr euch unter https://www.afterwork-am-bauernhof.at/
Fotos: Britta Mesenich