Kleine Plauderei mit Anna Faber, der Jungwinzerin aus Eibesthal, die schon einmal ihre Komfortzone verlässt und auf tierische Unterstützung setzt

Wer Was Wo Weinviertel war wieder On Tour, um spannende Menschen aus dem Weinviertel zu besuchen und deren Lebensgeschichten, Zukunftspläne, Einstellung zum Weinviertel uvm. zu erfahren. Unser Ziel: Am Schenkberg in Eibesthal gleich bei Mistelbach.

Anna Faber, Jungwinzerin und frisch gebackene Mutter von Baby Frederikke erwartet uns schon vor ihrem idyllischen Weingut in Eibesthal. Immer mit dabei: Der kleine Nachwuchs im Tragesitz.

Wir nutzen die Schlummerstunde von Frederikke und das herrliche Frühlingswetter für eine Runde zum modernen Faber’schen Weinkeller und den Weingärten. Hinter dem Weinkeller, dem gut durchdachten Arbeitsplatz von Anna, fühlen sich die hauseigenen Turopolje-Schweine richtig „sauwohl“.


Unser Spaziergang geht weiter in die Riede Pannau, wo Grüner Veltliner, Weißburgunder und Pinot Noir gedeiht. Pinot Noir kommt laut Anna mit dem Klimawandel am besten zurecht. Wieder etwas dazugelernt!
Daneben grast friedlich ihre Schafherde. Kaum erblicken uns die Tiere, laufen sie uns freudig entgegen. Was es mit den Weingartenschafen auf sich hat? Dazu kommen wir noch!

Anna, wie läuft es als junge Mutter und Winzerin?
Alles Einteilungssache! Ich bekomme glücklicherweise genügend Unterstützung von meiner Familie. Mein Mann nimmt sich die nötige Zeit für unsere kleine Frederikke und steckt zurück, wo es geht.

Am Palmsonntag habt ihr am Weingut einen Ostermarkt mit Kostproben im Weinglas, Gutem für die Osterjause vom Turpolje-Schwein uvm. veranstaltet. Wie ist es gelaufen?

Es war total nett, endlich wieder Kunden und Gäste am Weingut begrüßen zu dürfen.

Im Sommer zelebrieren wir dann gleich 4 Genusstage hintereinander! Von Mittwoch, 24. August bis Samstag 27. August 2022 – jeweils ab 14.00 Uhr, steht bei uns am Weingut der Faber-Köchl Wein im Fokus. Die hausgemachten, kalten Speisen in zehn Gängen dazu sind darauf abgestimmt. Dabei kooperieren wir mit regionalen Produzenten wie z.B. dem Ziegenhof Klampfl aus Loosdorf. Wir freuen uns jedenfalls auf Anmeldungen dazu!

Plaudern wir doch über dein Aufwachsen im Weingut im Weinviertler Dorf Eibesthal!

Ich bin in Eibesthal geboren und aufgewachsen. In meinen Kindheitsjahren, ich war 8 Jahre alt, hat sich meine Mutter dazu entschlossen, den Weinbaubetrieb Faber-Köchl im Alleingang zu gründen. Was mit einem halben Hektar, der von einem Onkel der Familie stammte, so nebenbei begann, hat sich zu einem vorzeigbaren Betrieb mit 8,5 Hektar entwickelt.

Nach der Matura im BORG Mistelbach zog es mich in die weite Welt, und ich war ziemlich viel unterwegs. In meiner Zeit in Norwegen und Australien habe ich festgestellt, dass mir die ehrliche körperliche Arbeit in der Natur taugt.

Danach ging es auf die BOKU, wo ich ein Weinbaustudium absolviert habe. Bei meinem Praktikum in der deutschen Pfalz ist der Entschluss, den Weinbau gemeinsam mit der Mutter weiterzubetreiben, gewachsen.
2015 kam ich dann ins Spiel und habe mit 24 Jahren Keller und Weingärten übernommen. Beinahe zur gleichen Zeit wurde unser Weingut bio-zertifiziert.

Da Motto des Weingutes Faber-Köchl ist „geballte Frauenpower im Duett– starke Weine & starke Frauen. Wie siehst du das Berufsbild Winzerin heutzutage?
Sehr vielfältig! Frau muss in vielen Sparten Expertin sein. Social Media, Marketing, Buchhaltung, Vertrieb, Präsentation und natürlich bei der körperlichen Arbeit im Weingarten. Ein sehr herausfordernder Beruf, der viele neue Chancen bietet, wenn man seine Komfortzone verlässt.

Wie sieht dein aktueller Tagesablauf aus?
Zur Zeit etwas anders als vor Baby Frederikke. Prinzipiell bin ich am Weingut, zeitweise stehen Termine in Wien an, wie z.B. derzeit das Mentoring Programm von der VieVinum oder Weinpräsentationen.
Meine Verantwortung ist die Weingartenarbeit und der Weinausbau. Manchmal habe ich in meinem intensiven Leben mit der Natur auch 10-Stunden Arbeitstage. Das ist der Preis für meinen großen Anspruch an unsere Wein-Qualität.

Welche Ziele und Erwartungen hast du an deine Zukunft als Winzerin im Weinviertel?
Ich möchte das Weingut so ausbauen, dass wir gut davon leben können. Mein Mann spielt jedenfalls mit dem Gedanken, auch beim Weingut einzusteigen.
Es ist mir wichtig, auf die Natur zu schauen und die Bodengesundheit zu achten. Ein Beitrag dazu ist unsere Schafherde, die seit dem Vorjahr im Weingarten lebt. Das ganze Jahr über – außer zwischen April und Juni, da befinden sie sich auf der gepachteten Wiese neben den Weingärten – dürfen sie sich um die Bodengesundheit kümmern, Laub knabbern oder unliebsame Triebe fressen. Eine Win-Win-Situation für Winzerin und Schaf.

Lass uns über Wein reden …über Faber-Köchl Wein!
Bei uns werden alle Weingärten biologisch bewirtschaftet und von Hand gelesen. Dabei haben wir einen eigenen Stil kreiert. Die Trinkfreude steht dabei immer im Vordergrund!

Die Hauptrebensorte auf unserem Weingut ist der Grüne Veltliner mit 45% Anteil. Das zweite Aushängeschild ist die Cuvée-Linie Köchl Verzeichnis – angelehnt an das Werkverzeichnis der Kompositionen von Wolfgang Amadeus Mozart. Das Weißwein-Cuveé aus Grüner Veltliner, Pinot Blanc und Riesling lässt auf das Wohl aller Freunde trinken. Leicht und trinkfreudig – wie die Musik von Mozart – präsentiert sich unser Rotwein-Cuvée. Der passt sogar zu einer sommerlichen Grillerei!

Wie könnte man deiner Meinung nach das Weinviertel pushen? Sollte man das überhaupt, oder ist der sanfte Tourismus genau das Richtige? Gibt es genug Unterkünfte für Radfahrer & Co?

Man darf ruhig ein wenig pushen. Nachhaltiger Tourismus ist meiner Meinung nach genau das Richtige. Wir verfügen ja über viel Potential im Weinviertel!
Der Radtourismus ist sichtlich aufstrebend, das Unterkunftangebot im Weinviertel ausbaufähig. Mir schwebt ja schon die ganze Zeit ein bewohnbares Kellerstöckl, passend zu unserem modernen Weinlager vor. Die Umsetzung wird nicht einfach sein, aber träumen darf man ja!

Weinviertel-Tourismus bemüht sich aktuell sehr darum, den Heimatstolz zu pushen. Wie stolz bist du auf das Weinviertel? Was gefällt dir am Weinviertel ganz besonders?

Schon stolz! Mir gefällt die hügelige Landschaft, die Ruhe und die Gelassenheit.

Drei Worte, die dir spontan zum Weinviertel einfallen:
Gelassenheit, Grüner Veltliner und Hügellandschaft.

Weingut Faber-Köchl
Am Schenkberg 11, A-2130 Eibesthal
Tel +43 (0)664/18 58 173
E-Mail office@faber-koechl.at
www.faber-koechl.at

Fotos: Britta Mesenich