Im Gespräch mit Benita Lobner, der Weinviertler Jungwinzerin aus Mannersdorf a. d. March mit mächtigem Heimatstolz, großen Ambitionen und kleinem Traum

Wer Was Wo Weinviertel ist wieder einmal ausgeschwirrt, um Persönlichkeiten aus dem Weinviertel zu besuchen und Details aus deren Leben in unserer schönen Region zu erfahren. Im Weinviertel geht es eben meistens, wie der Name schon sagt, um Wein. Naheliegend, dass wir uns wieder einmal auf den Weg zu einem Weingut gemacht haben: Dieses Mal hat es uns nach Mannersdorf a.d. March verschlagen. Ein sehr idyllischer Teil vom Weinviertel am Rand des Marchfeldes mit Blick in die Slowakei und ganz nahe vom Ufer der March.

Die junge Winzerin Benita Lobner begrüßt uns in ihrem Weinkeller am Kellerberg von Mannersdorf. Das Wetter ist uns gnädig, die Sonne zeigt sich ein wenig – nur der altbekannte Weinviertler Wind lässt uns den frischen April noch spüren. Schön ist es am Holztisch vor dem Weinkeller – hier lässt es sich richtig gut mit Benita plaudern:

Bei der Ankunft fällt uns gleich die imposant in die Landschaft ragende Rochuskapelle auf. Dorthin spazieren wir während unseres Gespräches auch, um den Lobner‘schen Lagenweingarten zu inspizieren. Sehr stolz ist Benita nicht nur auf ihre Heimat, sondern auch auf den Weingarten am Rochusberg mit uralten Reben, der immer wieder gehegt und gepflegt und somit am Leben erhalten wird.

Benita, du bist mit 6 Jahren nach Wien gezogen, hast für ein paar Jahre in Salzburg gelebt um jetzt, mit jugendlichen 20 Jahren, wieder in das Weinviertel zurückzukehren. Wie geht es dir damit?

Für mich ist es ein absolutes Privileg, wieder in das Weinviertel zurückkehren zu können. Ich fühle mich mit meiner Heimat sehr verwurzelt. Vielleicht gerade deswegen, weil ich schon viel von der Welt gesehen und im Ausland gearbeitet habe.
Mein Leben im Weinviertel spielt sich ja eher am Wochenende ab. Unter der Woche pendle ich zwischen meiner Studentenbude in Krems, wo ich mich dem Studium „International Winebusiness“ widme, und Büroarbeit in Wien in der Wohnung meines Vaters oder meiner Mutter. Davor habe ich die HBLA für Wein- und Obstbau in Klosterneuburg absolviert. Ich fülle derzeit einfach viele Jobs aus, die alle komplett verschieden sind.

Dein Tatentrang, das Weinviertel und das Weingut Lobner zu pushen – wie äußerst sich der?

Der äußerst sich, indem ich einfach hinausgehe und unsere Weine den Leuten in der Gastro präsentiere. Ich bin ein sehr kontaktfreudiger Mensch! Primär möchte ich das Weinviertel und natürlich die Lobner Weine in Wien noch bekannter machen.

Wir veranstalten im Sommer oft Grillereien mit Freunden – auch dabei wird die die Qualität unseres Weines durch Mundpropaganda weitergetragen.

Jetzt verrate ich euch meinen Traum: Ich stelle mir eine kleine eigene Greisslerei mit regionalen Produkten, Café und unseren Weinen vor. Ich bin einfach gerne unter Menschen und möchte diese glücklich machen, indem ich ihnen guten Wein einschenke, Kaffee serviere und meine Gäste richtig verwöhne.

Zwischendurch genieße ich es aber auch, ganz alleine im Weingarten zu stehen und die Arbeit in der Natur zu genießen.

Let’s talk about Wine: Lobner Wein!

Früher konnten die Weinbaubetriebe in der Region Mannersberg a.d. March oft ein großes Sortenspektrum abdecken.

2014 hat sich mein Vater, Gerhard J. Lobner, gedacht: Schuster, bleib bei deinen Leisten – seitdem fokussiert man sich am Weingut Lobner auf den Riesling und den Grünen Veltliner, was zu 100 Prozent unseren Lagen entspricht. Von 10 Hektar Weingartenfläche kommen 50% auf Riesling.

Der Riesling vom Weingut Lobner wächst hervorragend in der Lage Gelsenberg, während der Grüne Veltliner, Weinviertel DAC, ein Gebietswein, der das südliche Weinviertel darstellt, in allen Lagen gedeiht. Der Ried Rochusberg Grüner Veltliner ist eine Besonderheit und stammt von den ältesten Reben am Rochusberg.

Die Marchregion ist ja grundsätzlich für Riesling, Grüner Veltliner und Welschriesling bekannt.

Am Rochusberg findet alljährlich das Jungweinschnuppern statt. Wie war das Event in diesem Jahr?

Das Wetter war richtig schön – ein Genuss! Beim Jungweinschnuppern bieten 7 Winzer aus Mannersdorf a. d. March dem Publikum ihre neuen Jahrgänge zur Verkostung an. Das Event gibt es schon seit der Jahrtausendwende und wurde von meinem Opa initiiert.

Generationenwechsel im Weingut Lobner: Wo sind die Gemeinsamkeiten mit dem Vater Gerhard J. Lobner, wo gehen die Meinungen, Ziele, … auseinander? Welche Probleme tauchen manchmal auf? Was ist das Schöne daran?

Unsere Gemeinsamkeit ist auf jeden Fall die Liebe zum Riesling, der Diva unter den Rebsorten. Riesling begeistert mich mit extremer Vielfältigkeit – von leichtfüßig bis opulent ist alles möglich.
Mit meinem Vater gibt es kaum Meinungsverschiedenheiten, auch unsere gemeinsamen Ziele lassen sich gut vereinbaren.
Um ein wenig in die Geschichte des Weingutes Lobner einzutauchen: Das Weingut war immer ein flaschenfüllender Betrieb. Nahtlos ging der Betrieb von Generation zu Generation über. Aktuell führe ich den Betrieb gemeinsam mit meinem Vater, der unter der Woche mit seinem Fulltime-Job bei Mayer am Pfarrplatz beschäftigt ist.

Der Zeitpunkt, wo ich mir sicher war, dass ich im Weingut mitarbeiten möchte, war nach meinem Praktikum an der Mosel. Danach habe ich meinem Vater meine Entscheidung mitgeteilt. Und er hat sich darüber gefreut!

Die gemeinsame Arbeit im Weingarten und Weinkeller findet aktuell von Freitag bis Sonntag statt. Die Großeltern sind glücklicherweise auch noch fit genug, um zeitweise mitzuhelfen. Der jüngste Spross unserer Familie, mein Bruder Josef, absolviert auch gerade die Klosterneuburger HBLA für Wein- und Obstbau.

Was ist das Schöne daran: Ich liebe es, hier im Weinviertel anzukommen, gemeinsam zu arbeiten und Ziele zu verfolgen. Meine Wissbegierde hört scheinbar nie auf. Oft frage ich meinen Opa, wie er bestimmte Arbeitsschritte damals angegangen ist.

Wie siehst du das Berufsbild Winzerin in der heutigen Zeit?

Sehr divers – an einem Tag mit Gummistiefel im Weingarten, am nächsten Tag top gestylt bei einer Präsentation, dann wieder bei der Büroarbeit am PC. Wenn es ums Frau sein geht: Ich habe mich gegenüber männlichen Winzern noch nie klein gefühlt.

Wie sieht dein Tagesablauf aktuell aus?
Wie schon gesagt findet mein Leben zwischen Studentenwohnung, abendlichen Büroarbeient in Wien und Wochenendenim Weingarten statt. Jetzt gerade sind wir mit dem Anbinden fertig geworden und haben kürzlich einen jungen Weingarten ausgepflanzt.

Mit der neu ins Leben gerufenen Gerd A. Hoffmann-Akademie werden junge WinzerInnen-Talente mit etablierten Größen der heimischen Wirtschaft zu einem gegenseitigen Austausch vernetzt. Du bist mit Mag.a Manuela Krings-Fischer von der Kringsalm in Obertauern vernetzt. Was tut sich da? Weinviertel trifft Hochgebirge – Massentourismus trifft sanften Tourismus …

Ich lerne sehr viel aus der Gastro dazu. Die Kringsalm liegt ja direkt an der Schipiste und ist dadurch sehr gut besucht.
Menschlich passt es jedenfalls sehr gut zwischen Manuela und mir. Mich interessiert der Familienkonstrukt besonders.

Im Weinviertel-Tourismus bemüht man sich aktuell darum, den Heimatstolz zu wecken. Wie stolz bist du auf das Weinviertel? Was gefällt dir am Weinviertel ganz besonders?

Extrem stolz! Mir gefällt besonders die Idylle und das Potential.

In Sachen Tourismus: Was könnte sich für dich im Weinviertel und speziell Mannersdorf noch verbessern? Merkst du schon etwas vom aufstrebenden Fahrradtourismus im Weinviertel?

Natürlich ist da noch Luft nach oben. Viele durchfahrende Radfahrer schauen sich unsere schöne Rochus-Kapelle an, machen ein paar Fotos und fahren dann aber weiter. Es fehlen tatsächlich die Unterkünfte.

Bei uns in Mannersdorf findet man zumindest im Gasthaus Zur Traube, wo es sehr gute Schnitzel gibt, im Winzerhof Herbert Lobner, beim Buschenschank J. J. Minkowitsch am Rochusberg oder in der Pension von Frau Kriegl Übernachtungsmöglichkeiten.

Drei Worte, die dir spontan zum Weinviertel einfallen: Das Weinviertel ist für mich …

Heimat, Idylle, Natur

Benita Lobner – Weingut Gerhard J. Lobner
2261 Mannersdorf a. d. March | Hauptstrasse 62
Tel.: +43 650 80 18 397
Mail: benita@weingut-lobner.at
www.weingut-lobner.at

Fotos: Britta Mesenich, Weingut Gerhard J. Lobner