Knackig Eingelegtes versus Importiertes aus dem Glashaus: Sollten wir im Winter lieber auf eingelegtes Gemüse aus dem Glas greifen, oder uns ruhig im Supermarkt bei importierten Salaten, Paprika, Paradeisern, Gurken & Co bedienen?
Chefredakteurin Britta hat zum Telefonhörer – ok, es war das Handy – gegriffen und sich mit Franz Neubauer von Retzer Delikatessen über Eingelegtes im Glas ausgetauscht:
Wer? Franz Neubauer von Retzer Delikatessen
Was? Eingelegtes Obst und Gemüse – regionaler Genuss im Winter
Wo? Retz, Josef Missonsiedlung 1
Wenn unsereiner auf die eigene Kindheit zurückblickt, hat man – was Gemüse und Salat betrifft – im Winter auf Eingelegtes wie Roter Rüben Salat, Krautsalat, saurer Paprikasalat oder Karottensalat aus dem Glas gegriffen. Gemüse gab es erst dann auf dem Tisch, wenn es wieder im Garten wuchs.
Heutzutage sind wir es gewohnt, stets alles und jederzeit zur Verfügung zu haben. Im Supermarkt leuchten uns auch im Winter Paprika, Gurken, Paradeiser & Co entgegen, um in unseren Einkaufstaschen zu landen. Aber ist das wirklich nachhaltig?
Franz Neubauer von Retzer Delikatessen, die letzte Einlegerei im Raum Retz-Znaim, hat sich voll und ganz der Mission verschrieben, knackfrisches Obst und Gemüse ins Glas und in unsere Speisekammern zu bringen.
Informativ: Der Familienbetrieb Retzer Delikatessen
Der delikate Familienbetrieb befindet sich in Retz, nahe der Grenze zu Tschechien, und steht für Verarbeitung der Grundprodukte per Hand, Regionalität, Frische und höchstmögliche Naturbelassenheit sowie Umsetzung traditioneller Rezepte.
Ein sehr arbeitsintensives Unterfangen mit Liebe zum Tun und Produkt – etwas, das Franz Neubauer sehr wichtig ist!
Der Betrieb entwickelte sich aus einer kleinen Greisslerei des Großvaters aus Riedenthal, die Franz Neubauer sen. zu Beginn der 60er Jahre führte. Damals gab es einen Onkel, der Weinhändler in der Grenzregion zu Südmähren war und auch Salzgurken produzierte. Franz Neubauer sen. gefiel, dass man mit diesen Attributen ganz schön herumkam. So erwarb er einen Gewerbeschein für Gurken und das Marinieren von roten Rüben. Der Rest ist Familiengeschichte.
Heute trifft Franz Neubauer genau den Geschmack der Region, und seine Retzer Delikatessen sind in ganz Österreich beliebt. Sogar die erste Adresse für Gourmets und Genießer im Herzen der Bundeshauptstadt greift auf seine Zwetschkenröster zurück und im berühmten Schwarzen Kameel setzt man auf die „Weinviertler feine Gurke“ aus Retz.
Die süß-sauren Gurken, Roter Rübensalat und Sauerkraut stehen momentan bei den Kunden hoch im Kurs.
Betreffend Marketing setzt Herr Neubauer auf Mundpropaganda. Er verzichtet gut und gerne auf aggressive Werbung und bleibt seiner Philosophie „Lass dich entdecken!“ treu.
Spannend: Eingelegtes versus Frisches
Roter Rübensalat punktet z.B. mit natürlichem Farbstoff Betanin. Sauer Eingelegtes ist eine sehr schonende Variante der Haltbarkeit und gerade im Winter eine gesunde Alternative zum Supermarktsalat- und -gemüse, das vorwiegend aus spanischen Glashäusern stammt.
Die Nährstoffe und wertvollen Vitamine bleiben beim Einlegen großteils erhalten. Nur Vitamin C ist leider nicht konservierbar und empfindlich gegen Lichteinfluss.
Gerade deshalb möchte man künftig mehr auf Fermentiertes setzen.
Historisch: Die Geschichte der Original Retzer Salzgurke
Die Original Retzer Salzgurke ist ein Produkt mit fast historischem Hintergrund: In der Region Znaim-Retz liegt der Ursprung des Eingelegten im Glas, wobei die Znaimer die Innovativeren waren und Ende des 19. Jahrhunderts die Pasteurisierung von Gemüse entwickelten. Aufgrund der guten Bahnverbindung von Znaim nach Wien nahm die Erfolgsgeschichte der Znaimer Gurke rasch ihren Lauf. Sie war sozusagen die erste Weltmarke der Monarchie.
Die Retzer – damals weinaffin – waren in Sachen Eingelegtem eher Mitläufer, entwickelten aber durch Fermentierung die erste Retzer Salzgurke, welche sie gleich mit den Weinen nach Wien mitlieferten. Seitdem hat die Retzer Salzgurke eine große Tradition!
Früher wuchsen die Gurken aufgrund von Platzmangel praktischerweise gleich in den Weingärten der Retzer Winzer.
Zukünftig: Vision zu Fermentierung
Der Blick in die Zukunft von Retzer Delikatessen gehört auch der Fermentierung! Vergorenes Gemüse ist gefragt und gerade in der kalten Jahreszeit eine gesunde Alternative. Ein echter Vitaminkick!
Franz Neubauer denkt dabei an eine fermentierte Mischung aus Karotte, Kraut und Apfel. Perfekt für den puren Genuss samt Vitamin C-Zufuhr oder zu klassischen Fleischgerichten wie gekochtes Rindfleisch.
Ebenfalls auf der To-Do-Liste stehen Maßnahmen, die auch bei geänderten klimatischen Bedingungen die Veredelung von regional gewachsenen Produkten ermöglichen. Hülsenfrüchte wie Reiserbohnen bewähren sich dabei als gute Alternative.
Give-away: Projekt mit Althof Retz
Letzten Sommer lief ein erfolgreiches Projekt gemeinsam mit dem Althof Retz: Jeder Hotelgast bekam als Give-away ein Glas in Miniformat von Retzer Delikatessen. Eine Kooperation, die hoffentlich ihre Fortsetzung finden wird.
Wie kommt ihr zu euren Retzer Delikatessen?
Direkt in der Einlegerei in 2070 Retz in der Josef Misson Siedlung 1, bei regionalen Lebensmittelmärkten und Hofläden oder auch per online Bestellung unter markta.at/retzer.
Für alle, die jetzt Lust bekommen haben, sich Gutes mit Retzer Delikatessen aus dem Weinviertel zu tun:
Rezept für Sissy’s Sauerkraut-Salat
Zutaten
Retzer Sauerkraut 1kg
1 – 2 Äpfel
Kürbiskernöl.
Die Äpfel raspeln und mit geschnittenem Sauerkraut gut vermischen. Danach mit Kürbiskernöl verfeinern. Fertig! Wir wünschen guten Appetit!
Fotos: Retzer Delikatessen